Yoga mit Leichtigkeit: Wie erlange ich sie?

Sthirasukham-Asanam – Stabilität und Leichtigkeit: Das sind die beiden im Yoga Sûtra von Patañjali genannten Qualitäten einer Asana. Anspannung und Entspannung gehen eine Symbiose ein. So entsteht eine „glückliche Haltung“. Diese Leichtigkeit symbolisiert im Grunde das Flow-Erlebnis.

Doch wie erreichst Du das?

Mit Qualitäten wie Stabilität, Kraft oder Basis in einer Position können die meisten etwas anfangen. Über eine feste Basis und eine stimmige Grundausrichtung entwickeln sich Kraft und Stabilität. Erst diese stabile Basis erlaubt überhaupt ein Loslassen. Außerdem weckt ein stabiler, kraftvoller Körper den Geist.

Aber wie vermittle ich den Teilnehmern meiner Yogaklassen dieses Gefühl von Leichtigkeit in der Kraft?!

Es lässt sich nicht einfach so auf Knopfdruck abrufen. Gerade dann nicht, wenn Dir die Haltungen im Yoga noch neu sind oder Du eine noch unbekannte, anspruchsvollere Asana übst.

Als Yogalehrerin stehe ich manchmal da – gerade vor Menschen, die (noch) kein gutes Körpergefühl haben oder sich gerade erst mit Yoga vertraut machen – und frage mich: Welche Worte oder Adjusts könnten dabei unterstützen, in dieses Gefühl zu kommen?

Im Laufe der Zeit habe das ein oder andere ausprobiert, Erfahrungen gemacht und Idee gesammelt. Die Reihenfolge der Tipps hat nichts zu bedeuten.

Tipps zur Vermittlung von Leichtigkeit:
Körpergefühl

Oft spannen wir mehr Muskeln an als nötig wären. Denke nur an eine Situation, die Dich emotional fordert. Da sind bestimmt mehr Muskeln im Spiel als Du für einen bequemen Sitz bräuchtest. Welche Partien kannst Du in einer bestimmten Position loslassen? Kannst Du die Asana von innen erfühlen? Oder fühlt sie sich von außen „aufgesetzt“ an? Welche Nuancen kannst Du verändern, sodass sie zu DEINER Asana wird? Hier ist Körperwahrnehmung gefragt. Und sie lässt sich trainieren!

Spüren

Wie gut, dass wir fühlen können! Was fühlst Du in dieser oder jenen Asana? Bringt sie Dich zur Verzweiflung, weil Ihr Euch einfach nicht aneinander gewöhnen könnt? Oder merkst Du, wie Dein Geist rebelliert, weil er die Komfortzone verlassen soll?

Atem

Klar, der Atem. Ohne ihn geht nichts. Er weist Dir den Weg. Stockt er, ist die Leichtigkeit weit entfernt. Ein Gefühl von Freiheit kann erst entstehen, wenn der Atem frei fließt. Sei achtsam und lausche ihm.

Leichtigkeit Yoga

Lächeln

Es muss nicht alles sofort klappen. Verkrampfe Dich nicht, lasse Dein Ego bloß nicht die Oberhand gewinnen. Versuche, mit einem kleinen Lächeln in die Kraft zu gehen (innerlich, vielleicht auch äußerlich). Normalerweise fühlt sich eine Asana dann schon nicht mehr ganz so schwer an – und auch nicht mehr so „seriös“. Das betrifft übrigens auch andere fordernde Situationen im Leben. Wenn es sich bloß so einfach umsetzen ließe, wie es sich schreibt …

Spaß

Hab‘ Freude am Yoga, hab‘ Spaß am Ausprobieren und daran, Deine Möglichkeiten zu erkunden! Niemand zwingt Dich zum Yoga (hoffe ich jedenfalls). Du machst es, weil es Dir gut tut und Du merkst, dass es Dich verändert, Dich wachsen lässt, Dich heilt – und Dir Spaß bringt! Wenn heute eine Asana nicht klappt, was macht das schon? Morgen ist ein neuer Tag.

Imagination

Wasser ist ein schönes Bild für Kraft und Leichtigkeit. Es kann sehr machtvoll sein. Aber es ist vor allem flüssig und bahnt sich seinen Weg. Es passt sich den Gegebenheiten an und formt sich immer wieder neu. Sicherlich kennst Du das Zitat von Bruce Lee: „Be water my friend“. Lasse Dich ein, spüre Deinen ureigenen Flow.

Vertrauen

Schenke Dir selbst Vertrauen! Vertraue Deinem persönlichen Entwicklungsprozess. Vertraue Deinem Geist und Körper, dass Du Deine Möglichkeiten erkunden und ausleben kannst.

Regelmäßigkeit

Gib Dich keiner Illusion hin: Von heute auf morgen stellt sich dieses Gefühl von Freiheit nicht ein. Du benötigst Zeit und eine regelmäßige Praxis. Wie bei allem anderen zählen hier Geduld und Beharrlichkeit.

„Durch regelmäßiges Üben wird diese ‚Feinstimmung‘ erreicht und körperliche Gelassenheit auf natürliche Weise auch im Alltag erlebbar.“ (R. Sriram)

Kinderyoga

Spätestens, wenn Du mal Kinderyoga ausprobierst, wirst Du Freiheit, Leichtigkeit und Gelöstheit spüren – versprochen!

Zum Abschluss möchte ich Dir noch ein Zitat der Somatic Yogalehrerin Ateeka mitgeben:

„When we allow the fluid to become the guide and reference point for our practice, we move without force and tap into the collective power of nature. Our asanas become forms made of energy moving through our fluid bodies. The asana forms become relational … between the fluid that dwells inside of us and this particular electromagnetic environment in which we are living. It is a relationship that is constantly changing. We learn to TRUST THE FLOW. When I really and truly began to trust the flow of life, my practice took on a completely new, nearly effortless quality. The primordial ocean and cosmic vastness of the fluid became my recurring birthplace.“
(Ateeka: „LOVE IS UNDER MY SKIN. Experiments in Living Yoga)

3 Comments

  1. Danke für das Zusammenfassen nochmal 🙂 Viele grüße Tim Kuhn

    29. September 2017
  2. Yoga ist wirklich eine wundervolle Leidenschaft. Ich selber trainiere auschließlich mit meinem Körpergewicht und baue Yoga auch etwas mit ein. 🙂 Sehr interessanter Blog 🙂

    16. September 2017
    • Dankeschön, René! Gute Kombination 🙂

      18. September 2017

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