Añjali Mudrā: Wirkung auf Körper und Geist

Im Stress? Lege die Hände zusammen, das befreit!

Das Añjali Mudrā – die Gebetshaltung – hat eine erstaunliche Wirkung auf Körper und Geist:

Ganz praktisch ist es so, dass wir mit zusammengelegten Händen nichts mehr tun können – jedenfalls nicht mit den Händen. Nichts mehr anfassen, nichts mehr tippen, auf keine andere Weise agieren. Es ist, als würden wir auf die Bremse treten. Entschleunigen und zur Ruhe kommen.

Interessant, in den Kampfkünsten ist das Zusammenlegen der Hände am Boden, aus dem Fersensitz heraus, eine Begrüßungsgeste, die signalisiert, dass mit leeren, fixierten Händen nicht angegriffen werden kann. Die Hände sind sozusagen „inaktiviert“ und werden dann mit einer weiteren Geste „aktiviert“, bevor man miteinander trainiert oder eben kämpft.

Ein anderer Aspekt des Añjali Mudrā ist energetischer Natur. Wenn wir die Hände einander gegenüber halten, können wir – wenn wir sensitiv sind – die Energie zwischen den Händen spüren. Je näher sich die Hände kommen, umso deutlicher wird dieses Empfinden. Berühren sich die Finger und Handflächen schließlich, wird der energetische Kreis vollständig geschlossen. Das kann uns ein Gefühl von Verbundenheit oder Vervollkommnung geben und so ebenfalls zu innerer Ruhe beitragen.

betende-Hände_klein

Eine schöne Variation ist es, die gefalteten Hände vom Herzen zur Stirn anzuheben, sodass die Daumen etwa mittig zwischen den Augenbrauen platziert sind (drittes Auge). Mit geschlossenen Augen kann man durch die Verbindung Hand/Stirn einen direkten Kontakt zwischen Körper und Geist schaffen, die Sinne beruhigen und die Konzentration stärken (Pratayãhãra/Dhãranã).

Für mich ist das Zusammenlegen der Hände, insbesondere vor und nach der Yogapraxis und unabhängig von religiösen Aspekten, ein intensives Erlebnis des Ankommens mit meditativem Charakter. In dem Moment, wo ich meine Hände zusammenlege, wechselt meine Perspektive. Ich bin mental frei und bereit, mich auf eine neue Situation einzulassen.

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