Neulich an der Tankstelle: Ich habe das Auto an der Seite geparkt, um drinnen einmal Waschen und Fönen fürs Auto zu bestellen. Als ich rauskam, stand ein anderes Auto direkt vor der Einfahrt in die Waschanlage. Der Fahrer kam mir entgegen, um sich ein Ticket zu kaufen.
Das kleine Zornmonster kroch in mir hoch. Kann der Kerl sich nicht auch erst brav das Ticket kaufen und anschließend einreihen?! Ich hätte den Mann gern angeranzt, habe es mir aber kurzerhand anders überlegt und recht freundlich gesagt, dass ich jetzt gern in die Waschanlage fahren würde, da ich bereits das Ticket und gleich einen Termin hätte (es sei mal dahingestellt, ob es klug ist, das Auto so kurz vor dem Yogakurs zu waschen). Mir flog ein leises, aber nettes „Sch …“ entgegen, dann machte er mir Platz. Er war zwar nicht begeistert, aber er hat es eingesehen. Ich bin sicher, wenn ich ihn angepflaumt hätte, wäre ich nicht so flott ans Ziel gekommen. So haben wir uns am Ende sogar noch freundlich zugewunken.
Gut, das klappt nicht immer so fluffig und es gibt Alltagsbeispiele, an denen wesentlich mehr hängt als die Klärung, wer zuerst in die Waschanlage fahren darf.
Fakt ist aber, dass es in Gesprächen und Auseinandersetzungen nicht unbedingt auf das Was als auf das Wie ankommt. Hat jemand Mist gebaut, kann ich meinem ersten Impuls folgen, ihn dafür anpflaumen und persönlich angehen oder die Wut sacken lassen und ihm sachlich sagen, für wie daneben ich das halte. Das Gegenüber wird bei der zweiten Variante vermutlich sehr viel zugewandter und verständnisvoller reagieren.
Der Ton nach außen
Wie Du mit Deinen Mitmenschen sprichst, ist elementar in der Kommunikation. Was Du aussendest, schwingt sozusagen zu Dir zurück. Sei es im Privaten oder im Geschäftlichen. Schnell können aufkochende Emotionen den Tonfall beeinflussen und damit den gesamten Gesprächsverlauf. Wenn Du zulässt, dass Zorn oder Antipathie Deine Wortwahl und Deinen Tonfall negativ beeinflussen, ist davon auszugehen, dass Dein Gegenüber dicht macht. Zielführend ist etwas anderes.
Du kennst das bestimmt: Reagiert jemand persönlich beleidigt, stinkend wütend oder völlig ausfallend auf etwas, das Du in seinen Augen falsch gemacht hast, gehst Du selbst auf Konfrontation. Ganz besonders, wenn Du weißt, dass die Reaktion maßlos übertrieben ist und dem Anranzer eigentlich eine ganz andere Laus auf der Leber sitzt. Bloß: Dafür kannst Du ja auch nichts. Die Auseinandersetzung schaukelt sich hoch oder Du gehst nachtragend davon und das Vertrauen in die Person schwindet.
Wenn Du vergeben kannst (eine wunderbare Qualität übrigens!) wächst vielleicht Gras drüber; bei wiederholten Situationen dieser Art mit der gleichen Person wird es zunehmend schwierig. Beide Seiten stricken so an ihren Mustern.
Der Ton nach innen
Wie oft beschweren wir uns, dass jemand nicht nett mit uns oder einer dritten Person spricht? Wie oft beschweren wir uns hingegen, wenn wir nicht nett mit uns selbst sprechen (und wir sprechen alle mit uns selbst – die meisten still, manche auch laut)?! Genau!
Hand aufs Herz: Ist Deine innere Stimme freundlich zu Dir oder vorwurfsvoll, niederschmetternd, kritisierend? „Du kriegst aber auch nichts auf die Reihe!“, „Du bist zu dick!“, „Heute hast Du mal wieder gezeigt, dass Du nichts drauf hast!“, „Nicht mal diese zwei Dinge bekommst Du unter einen Hut!“ „Schon wieder bist Du verspätet!“ etc.
Wer wurde nicht schon mal mit solchen inneren Aussagen konfrontiert?
So, und wie redest Du Deiner besten Freundin oder Deinem besten Freund? Ich hoffe bzw. gehe davon aus, dass nicht so wie oben beschrieben.
Fair ist das aber nicht. Du solltest Dir selbst so nahe stehen und wichtig sein, dass Du auch Dir selbst gegenüber einen liebevollen und wohlwollenden Tonfall anschlägst. Ich meine, immerhin musst Du Dein ganzes Leben mit Dir verbringen! Wenn Deine innere Stimme Dich ständig schlecht behandelt, verbringst Du Dein Leben mit einem miesepetrigen Selbst, das keinerlei Achtung für sich hat.
Also, beim nächsten (Selbst-)Gespräch: Achte auf das Wie in Deinen Worten – auch wenn Du schlecht gelaunt bist!
So wahr und wichtig, meine liebe Silke. Ein ganz wunderbarer Artikel auch diesem Aspekt im Leben immer wieder Achtsamkeit zu schenken. Danke dir für’s Erinnern! Herzensgrüße <3 Anke