„Ich wollte Yoga für alle ermöglichen“ – Cornelia Brammen im Porträt

Du bist nicht nur Journalistin, sondern auch Kundalini-Yogalehrerin. Was bedeutet Yoga für dich persönlich?

Yoga hat mir sehr geholfen, aus einer schwierigen Phase meines Lebens gestärkt herauszukommen. Ich hatte schon vor 35 Jahren, als ich mit meiner Tochter schwanger war, mit Yoga begonnen, es dann aber ein bisschen aus den Augen verloren. In der schwierigen Zeit habe ich wieder angefangen und bin dann dem Rat gefolgt, die Ausbildung zur Kundalini-Yogalehrerin zu machen. Das war ein Gamechanger in meinem Leben. Und das ist Yoga bis heute geblieben.

Bevor wir auf euren Verein zu sprechen kommen, erzähle uns kurz: Wer bist du, und für was stehst du als Mensch?

Ich bin ein spiritueller Mensch, kann andere begeistern und ich möchte dazu beitragen, dass es Menschen in Not besser geht. Ehrenamt war immer ein wichtiges Thema in meinem Leben. Ich habe in der Suppenküche für Wohnungslose geholfen, in der Kirchengemeinde eine Kindertheatergruppe geführt und dann eben 2014 Yoga für alle e.V. gegründet und die LANGENACHTDESYOOOGA ins Leben gerufen. Sagen wir mal: Ich bin ganz schön dynamisch, setze meine Visionen um und nehme auf diesem Weg viele Menschen mit.

2014 hast du „Yoga für alle e. V.“ gegründet. Was wolltest du damals mit dem Verein erreichen?

Der Name sagt es schon: Ich wollte Yoga für alle ermöglichen. Weil es mir so toll geholfen hat. „Für alle“ bedeutet: Yoga für Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht am Lifestyle-Yoga im Studio oder im Sportverein teilnehmen können. Ich wusste ja, wie schwer es bei Depressionen fällt, sich aufzuraffen. Dann in ein schickes Yogastudio zu gehen, ist fast unmöglich. Bei Menschen im Strafvollzug ist offensichtlich, warum sie nicht am Lifestyle-Yoga teilnehmen können.

© Klas Neidhardt

Acht Jahre später: Würdest du sagen, deine damaligen Ziele sind auf fruchtbaren Boden gefallen?

Seit 2014 ist der Bedarf an sozialer Arbeit durch Yoga, wie unser Verein sie leistet, leider immer größer geworden. Durch Corona ist offenkundig geworden, wie viele Menschen mit Depressionen kämpfen. Essstörungen haben bei Kindern und Jugendlichen massiv zugenommen, immer mehr Kinder sind praktisch nicht beschulbar, weil sie emotional gar nicht in der Lage sind, zu lernen. Unsere Grundidee, das Licht, die Kraft und die Wärme des Yoga in den sozialen Sektor zu bringen, ist genau zum richtigen Zeitpunkt entstanden. Im Lockdown konnten wir sehen, dass soziales Yoga Menschen in schwierigen Lebenssituationen Halt und eine Perspektive gegeben hat.

Wie genau ist Yoga für alle aufgebaut, und wie arbeitet ihr?

Bis Ende 2021 hat Yoga für alle e. V. rein ehrenamtlich agiert. Bei 31 Kursen, die immer mindestens über ein Jahr laufen, 40 Yogalehrerinnen, 12 Ehrenamtlichen und kontinuierlichem Wachstum, war das nicht mehr möglich. Seit 2022 haben wir zwei hauptamtliche 20-Stunden-Stellen und 15 Stunden Minijob. Soziales Yoga finanzieren wir aus Spenden, Fördermitgliedschaften, aus den Erlösen der LANGENACHTDESYOOOGA und mittlerweile auch aus Fundraising. Das Hauptamt wird komplett aus Fundraising, nicht aus Spenden finanziert. Nach wie vor ist das ehrenamtliche Engagement eine tragende Säule von Yoga für alle e.V..

Der Verein entwickelt sich und verändert sich sicherlich auch. Welche Visionen habt ihr für die kommenden Jahre?

Soziales Yoga ermöglicht Teilhabe und Prävention für vulnerable Gruppen unserer Gesellschaft: Frauen, die vor häuslicher Gewalt fliehen mussten, Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, Menschen, die mit Depressionen kämpfen, Menschen in Altersarmut und Kinder in Stadtteilen mit Multiproblemlage. Wir entwickeln Programme, die strukturell eingesetzt werden sollten. Z. B. „PrÄViG – Prävention im Grundschulalter“, unser Programm zur Prävention von Essstörungen und zur emotionalen Bildung. Wir denken, dass es einen Paradigmenwechsel in der Bildung braucht, damit Kinder aus schwierigen Verhältnissen eine Zukunft haben. Das Gleiche gilt für Menschen in Altersarmut: Unser Programm „OMY! Yoga für Menschen 60plus“ sollte fester Bestandteil des Angebotes in Betreutem Wohnen und in Einrichtungen der Offenen Senior*innenarbeit sein. Denn Prävention lohnt sich auch im Alter. Damit sich diese Programme strukturell etablieren, brauchen wir die Unterstützung der Kommunen und auch gern der Krankenkassen.

Yoga für alle lebt durch Engagement. Erst mit vielen helfenden Händen könnt ihr etwas bewegen. Wer darf sich bei euch melden, um den Verein zu unterstützen und zu begleiten?

Es gibt drei große Bereiche, in denen wir uns über Unterstützung freuen:

Bei Yoga für alle e.V. sind alle Menschen willkommen, die ein sinnstiftendes Ehrenamt leben und es mit ihrer Expertise füllen wollen. Buchhaltung, Eventmanagement, Tabellenpflege, Freiwilligenmanagement, Social-Media-Marketing und Contentproduktion – das sind Bereiche, in denen sich Ehrenamtliche bei uns engagieren können.

Wenn die Zeit knapp ist, ist eine Fördermitgliedschaft eine wunderbare Möglichkeit, soziales Yoga zu unterstützen.

Viele Yogalehrende unterstützen uns, indem sie Spendenclasses geben und sie über Social Media ankündigen. Das können wir auch schön teilen und uns öffentlich dafür bedanken.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin ganz viel Erfolg für eure großartige Arbeit!



Anstehende Veranstaltungen:

# WONNEVOLL: Yoga-Tagesretreat auf dem Sonnenhof (13.5. | Runkel)
# Yoga auf dem Steg: Sommer 2023
(Schiersteiner Hafen, Wiesbaden)
# Mama-Kind-Auszeit: Yoga für die Mamas & kreatives Malen für die Kids (4.6. | Wiesbaden)
# Deepen your practice: Thai Yoga-Absolvententag (16.7. | Büttelborn)

# Relax & Release: ein Tag für dich (10.9. | Büttelborn)

(Beitragsbild: © Klas Neidhardt)