Über erdende Asanas oder eine erdend ausgerichtete Meditation kannst du dir ein Gefühl von Vertrauen und Stabilität zurückholen, wenn dich dein Alltag mal wieder in eine „flirrende“ Phase eingeladen hat. Besonders schön ist es zu fühlen, wie du über deine Basis getragen und gehalten wirst und dich von dort nach oben aufrichten kannst. Du spannst dich im Grunde zwischen Erde und Himmel auf.
Erdung und Präsenz
Ich gehe davon aus, dass du – ebenso wie ich – das große Glück hast, nicht in einem Erdbebengebiet zu leben. Wer jemals erleben mussten, wie die Erde unter ihm erzittert, erbebt, tiefe Risse bekommt und alles auf ihr Stehende um sich schleudert, dürfte es schwieriger haben, sein Grundvertrauen wieder zu erlangen. Ein ähnliches Gefühl kann aufkommen, wenn dich das Schicksal ordentlich durchpeitscht und dir suggeriert, der Boden würde sich unter deinen Füßen auflösen. Sich mental und physisch zu erden, kann helfen, solche Phasen zu meistern – oder vorbeugend mit einer soliden Haltung den Stürmen des Lebens zu begegnen. Selbst in ruhigen Lebensphasen schätze ich diese Meditation sehr (geht übrigens auch am offenen Fenster), weil sie mich in dem innerlichen Eindruck von Erdung einerseits und Präsenz andererseits bestärkt. Ich finde dieses Gefühl angenehm kraftspendend und verbindend.
Lebensbaum: Symbol für die Verbindung von Erde und Himmel
Der Lebensbaum ist ein passendes Symbol für die folgende Meditation. Denn er verbindet die Erde mit dem Himmel (in der Mythologie kommt gern auch noch die Ebene Unterwelt dazu). Seine Wurzeln ragen bis tief in die Erde und seine Krone weitet sich bis in dem Himmel. Dazwischen ist in meiner freien Interpretation Raum für Kreativität, Gestaltung und (Aus-)Leben. Darüber hinaus gilt der Lebensbaum als Schöpfungssymbol und steht z. B. im Buddhismus mit der Unsterblichkeit in Verbindung. Wenn dir ein anderer konkreter Baum als inneres Bild für die Meditation näherliegt, setze diesen für dich persönlich als Symbol ein.
Anleitung für die Meditation „Erde und Himmel“
Nimm dir am besten täglich fünf bis zehn Minuten Zeit, um die Meditation zu etablieren und dir selbst die Chance auf eine Wirkung zu eröffnen.
Sitzposition:
- Finde eine für dich bequeme Sitzposition: auf einem Meditationskissen oder -hocker, direkt auf dem Boden oder auf einem Stuhl. Eine liegende Haltung eignet sich für diese Meditation nicht!
- Kippe dein Becken ein wenig nach vorn, sodass du deinen unteren Rücken längen kannst. Den unteren Bauch aktivierst du ganz angenehm.
Arm- und Handposition:
- Wenn du deine Arme anwinkelst und die Ellbogen am Rumpf anlegst, kannst du von hier aus die Hände auf die Oberschenkel bringen und wirst so automatisch eine natürliche, für den Nacken stimmige, Position finden. Bringe deine Hände gern in die Prithvi-Mudra: Lege dafür die Kuppen von Ringfinger und Daumen aneinander. Diese Mudra symbolisiert die Erdenergie und steht für die Verbindung zur Erde, sie unterstützt die Erdung und das Gefühl innerer Stabilität. Alternativ kannst du auch die Jnana Mudra wählen: Drehe dafür deine Handflächen zu den Oberschenkeln (also Richtung Boden) und lege die Kuppen von Zeigefinger und Daumen aneinander. Die Mudra steht in Verbindung mit dem Wurzelchakra; Energie bewegt sich so mehr in die Beine.
Fokus Erde und Himmel:
- Fühle den Kontakt deiner Sitzbeinhöcker zur Erde (ggf. über das Kissen/die Decke/den Stuhl). Lasse dich über diese Verbindung schwerer in den Boden sinken. Nutze dazu vielleicht eine tiefe, kraftvolle Ausatmung, die dich in die Erde trägt. Schaffe auf diese Weise eine feste, stabile Basis.
- Stelle dir vor deinem inneren Auge vor, wie deine Sitzbeinhöcker Wurzeln in die Erde schlagen. Siehst du einen kräftigen Wurzelstrang oder viele feine Verästelungen? Schau deinen Wurzeln innerlich zu, wie sie wachsen und sich stückweise ihren Weg bis ins Erdinnere bahnen.
- Wenn du dich an die Erde angebunden und von ihr gehalten fühlst, kannst du die nächste Einatmung nutzen, um dich Wirbel für Wirbel aufzurichten. Die Krone deines Kopfes wächst Richtung Himmel. Deine Schultern bleiben in ihrer entspannten Position.
- Von hier aus kannst du deine Atemzüge einsetzen, um dich ausatmend mehr mit der Erde zu verbinden und dich einatmend mehr aufzurichten – als wolltest du dich zwischen Erde und Himmel aufspannen und entfalten.
- Unterstützend kannst du dir mit jeder Ausatmen im Stillen z. B. Erdung, Stabilität oder Vertrauen sagen und mit jeder Einatmung z. B. Aufrichtung, Weite oder Präsenz.
(Beitragsbild: © Las Bellas Artes | Marina Holland)
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