Atmen. Attitüde. Ausrichtung. Aktion.

Moni gehört zu den Glücklichen, die einen der begehrten Karma Yoga Plätze im Rahmen der Yogalehrer-Ausbildung der parApara Yogaakademie von Lalla und Vilas Turske hat. Den ausgewählten Teilnehmer/innen werden aus finanziellen Gründen etwa 50 Prozent der Kosten erlassen.

Die 29-Jährige studiert Bewegungswissenschaften und Philosophie in Regensburg. Als gelernte Krankenschwester arbeitet sie neben ihrem Studium auf der onkologischen Station des Universitätsklinikums, um ihr Leben zu finanzieren.

Moni Karma Yogini Porträt

Als Karma Yogini schreibt Moni in der Reportagereihe „Inside Lalla und Vilas“ über ihre ganz persönlichen Erfahrungen. Im heutigen dritten Beitrag auf Lebensflow geht es um den Atem und die 3 A’s im ®Anusara Yoga.

Der erste Teil der Reihe ist bei asanayoga erschienen, gestern hat Yogareich den zweiten Teil veröffentlicht.

Morgen gibt es Teil vier auf Yogan, gefolgt von den Blogs ganzwunderbar und Julia liebt Yoga an den nächsten Tagen.

Immersion 1a, Tag 2 – Es wird kein leichter Weg …

Am heutigen zweiten Tag der Immersion habe ich viel gelernt … Über Yoga, über das Atmen und über mich.

„Ich bin erschöpft, aber glücklich.“

Zu Beginn hat uns Vilas ein wenig über tantrische Philosophie erzählt. Er meinte, dass Tantra von einer Selbstbestimmtheit des Menschen ausgeht. Jeder Mensch hat, zumindest wenn er in seinem Üben weit genug fortgeschritten ist, die Fähigkeit selbst zu entscheiden was gut für ihn ist. So kann er bei der Praxis auf der Matte z. B. entscheiden, wann er in die Stellung des Kindes geht. Und er kann entscheiden, wann für ihn der Zeitpunkt gekommen ist, selbst Lehrer zu sein. Dieser Gedanke hat mich sehr beruhigt, denn er nimmt mir meine Angst davor, nicht gut genug zu sein.

Vilas hat auch davon erzählt, dass es im Tantra keine Regeln gibt, nur Prinzipien. Das ist sehr wichtig, denn kein Tag ist gleich. Und auch wir sind jeden Tag anders. Wir alle haben unseren Rucksack an Lebenserfahrungen dabei und müssen mit unseren inneren Sorgen, Konflikten und Gedanken umgehen. So stehen wir auf unserer Matte. Es darf keine Regeln geben, die jeder zu jeder Zeit einhalten muss.

Wir haben uns heute viel mit dem Atmen beschäftigt. Auch der Atem ist jeden Tag anders und wir sollten ein Bewusstsein dafür entwickeln, was der Körper braucht und will. So können wir unseren eigenen Atemrhythmus finden.

Wir haben über die vier Atemphasen (puraka, rechaka, bayha kumbhaka und antara kumbhaka) und über die drei Atemzonen reflektiert.

Adjus Lalla

Ich habe gelernt, wie wichtig das Atmen ist. Die meisten Menschen in der modernen Welt haben das richtige Atmen verlernt. Sie atmen zu kurz und zu oberflächlich in die Brust, nicht in den Bauch. Der natürliche Atemrhythmus ist verloren gegangen.

„Wenn wir atmen, beruhigt sich der Geist. Der Atem ist dadurch das Tor zu freier Handlung.“

Das ist auch dann besonders wichtig, wenn wir zu schnell und unüberlegt auf Dinge reagieren. Yoga hilft uns, aus dem Reagieren herauszukommen und aus der Reaktion wieder eine Aktion zu machen. Wir müssen nur Atmen und die Dinge erst mal geschehen lassen. Das kann auch eine große Hilfe im Alltag sein, z. B. wenn wir streiten, sei es mit unseren Lieben oder im Beruf.

Bevor uns Vilas das Pranayama, die Atemübungen, näher gebracht hat, mussten wir unseren Körper durch Asanas vorbereiten. Wichtig dabei ist vor allem, die vier Tore (die Schulter- und Hüftgelenke) und die großen Muskelketten „aufzuwecken“, d. h. aufzuwärmen und zu dehnen. Die Übungen waren ganz schön anstrengend, aber wichtig, um danach zur Ruhe zu kommen.

Nach der ersten Pranayama-Erfahrung haben wir uns gegenseitig ausgetauscht, was wir dabei erlebt und empfunden haben. Die meisten waren begeistert. Sie erzählten von gleichmäßiger Atmung, von tiefer Ruhe, vom Spüren der Atempausen und vom Licht.

Ich war von mir selbst enttäuscht … denn ich bin eingeschlafen und habe sogar kurzzeitig geträumt. Das passiert mir oft in meiner Yogapraxis, meist während der Entspannungsübungen und eigentlich immer in Savasana. Als ich mit Vilas darüber gesprochen habe, konnte er mich etwas beruhigen … Es könnte eine Schutzfunktion sein und ich werde lernen damit umzugehen.

Moni Handstand

„Ich habe festgestellt, dass mich Yoga nach und nach verändert. Wenn ich nach der Stunde nach Hause gelaufen bin, erschien mir die Welt bunter zu sein.“

Nachmittags haben wir über die drei Grundprinzipien (die drei A’s) des Anusara-Yoga gesprochen.

  1. Absicht: Einstellung. Warum übe ich? Welche innere Haltung habe ich?

„Habt ein weiches Herz“, hat Lalla gesagt. Doch was bedeutet es, ein weiches Herz zu haben?

Es bedeutet, im Herzen weich und offen zu werden, es also nicht zu verhärten. In ein offenes Herz kann die universelle Energie, die Liebe einfließen. Ein weiches, offenes Herz kann empfangen, was die Welt uns geben will. Ein weiches Herz kann mitfühlen, es kann die Gefühle und Schwingungen der anderen Menschen erfühlen und verstehen. Ein weiches Herz kann im Gegensatz zu einem verhärteten Herz Mitleid empfinden. Nur ein weiches Herz kann die Freude und Zufriedenheit erfahren, die durch Yoga entsteht.

  1. Ausrichtung: Wie übe ich? Wie kann ich den Dialog und die dynamische Symmetrie zwischen meinem inneren und äußeren Körper herstellen?

„Habt einen klaren Verstand“, so hat es Vilas formuliert. Was bedeutet es, einen klaren Verstand zu haben? Es könnte heißen, dass wir uns, vor allem auch während der Praxis, auf uns selbst konzentrieren, bei uns bleiben müssen. Unseren Geist auf das hier und jetzt fokussieren und alle anderen Gedanken gehen lassen. Nur so können wir unseren Körper und unseren Geist ausrichten, den Zugang zu unserem äußeren und unserem inneren Körper erspüren.

  1. Aktion: Was kann ich üben?

„Spürt den vibrierenden Körper“, meinte Vilas. Es könnte heißen, den Körper während des Übens von Asana und Pranayama vibrieren und pulsieren zu spüren. Muskeln und der Atem kontrahieren und dehnen sich aus. Wenn innere Haltung und Ausrichtung dabei zusammenspielen, fließt die Energie durch unseren Körper. Wenn wir üben und achtsam sind, können wir sie in uns fließen spüren. Diese Energie vibriert in uns im Puls des Atmens. Wir können so unseren Körper erspüren.

Die Yogaklasse mittags war eine Herausforderung für mich. Ich habe einige neue Asanas gelernt und bin teilweise bis an meine Grenzen gegangen. Aber es war gut so.

„Ich wollte mehr über Yoga erfahren. Ich wollte mehr über diese wunderbare tausendjahrealte Praxis wissen. Ich wollte wissen, welche Philosophie dahinter steckt. Ich wollte wissen, wieso mich Yoga verändert und weshalb mich gerade Anusara so tief berührt.“

Heute habe ich viel gelernt. Ich war nach der Atemübung und auch während der Asanas enttäuscht von mir. Ich kann mich oft nicht gut genug konzentrieren oder ich schlafe einfach ein. „Ein echter Yogi kennt keine Zweifel“, das hat Lalla am ersten Tag zu uns gesagt. Ich werde noch viel üben müssen. Es wird kein leichter Weg, aber ich freue mich auf die nächsten Schritte …