Dass und wie Yoga bei Schlafstörungen helfen kann, hat Yogalehrer und Buchautor Max Strom bei einem Workshop in Wiesbaden gezeigt. Manche Dinge sind so selbstverständlich und nachvollziehbar – dennoch braucht mein Geist ab und an einen Anstupser durch jemanden, der sie beim Namen nennt. Ein Workshop und ein Teacher Training mit kleinen Aha-Effekten für mich.
Volkskrankheiten Nummer 1
Die Zahlen zu den weltweit vorherrschenden Volkskrankheiten Depressionen, Schlafstörungen und Bluthochdruck sind nicht nur in den USA beängstigend hoch. Auch Deutschland kann mit stattlichen Zahlen aufwarten: Etwa vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Depression (Quelle: Stiftung Deutsche Depressionshilfe), ca. die Hälfte aller Berufstätigen quält sich mit Schlafstörungen und rund ein Drittel hat Bluthochdruck (Quelle: Bundesministerium für Gesundheit) – Tendenz steigend. Ich finde das beängstigend und bezeichnend zugleich.
Ein Gang zum Arzt hat oft den Griff zur Pillendose zur Folge: Die Bekämpfung der Symptome ohne Ursachenforschung ist angesagt. Bei vielen Krankheiten können wir dankbar für den medizinischen Fortschritt sein. Doch warum gleich die Chemiekeule auspacken, wenn es womöglich auch einen natürlichen Weg der Heilung geben kann? Gerade bei Schlafstörungen kann es sinnvoll sein, erst einmal anderes als Medikamente auszuprobieren.
Yoga hat das Potenzial zu heilen!
Ein ALL-Heilmittel ist es dabei keineswegs.
Doch die Kombination aus Atemtechniken zur Vertiefung und Verlängerung des Atems und sanften Bewegungen kann Wunder bewirken und uns (wieder) erholsam schlummern lassen.
„Die Schlafqualität spiegelt die Qualität unseres Lebens am Tage wider.“
Alles, was den Parasympathikus zur Hochform auflaufen lässt
Der Parasympathikus ist Teil unseres vegetativen Nervensystems. Zusammen mit dem Sympathikus (der für den „fight-or-flight“-Modus verantwortlich ist) kontrolliert er unsere natürlichen Körperfunktionen. Außerdem stärkt er unser Immunsystem, sorgt für einen erholsamen Schlaf und eine gute Verdauung. Nicht umsonst wird er auch Ruhenerv genannt.
Wenn also der böse Wolf (im übertragenen Sinn) vor uns steht, schenkt uns der Sympathikus die Power, um zu kämpfen oder zu flüchten. Im Sinne unserer Gesundheit sollte das jedoch nicht so oft der Fall sein.
Max hat im Workshop zusammengefasst, was uns den erholsamen Nachtschlaf raubt:
- Alkohol vor dem Schlafengehen: Zunächst beruhigt er, aber dann stimuliert er die Gefühle. Und so liegen wir spätestens in den frühen Morgenstunden schon wieder grübelnd wach.
- Zucker: Das Suchtmittel ist lecker und macht Appetit auf Mehr, ist aber alles andere als schlaffördernd. An guten Schlaf ist nur zu denken, wenn der Blutzucker im Normalbereich ist. Bei schlechtem Schlaf hat der Blutzucker Schwierigkeiten, sich zu regulieren. Die Folge: noch schlechterer Schlaf. Ein Teufelskreis also.
- Spätes und schweres Abendessen: Ein leichtes, gut verdauliches Abendessen wie z. B. gedünstetes Gemüse mit Basmatirei, tut uns gut. Und das auch nicht direkt vor dem Schlafengehen, sondern etwa drei Stunden vorher.
- Nachrichten: Die Weltnachrichten nehmen uns i. d. R. sehr mit. Wir haben den ganzen Tag über die Chance, uns mit ihnen zu beschäftigen. Vor der Bettruhe ist das nicht empfehlenswert.
- Blaues Licht: Fernsehen, Computer, Smartphone–- sie alle senden blaues Licht, das unserem Körper das Signal gibt: Es ist Tag! An Melatoninproduktion (unser Schlafhormon) ist kaum zu denken. Besser zwei Stunden vorher alles ausstellen und stattdessen zu einem guten Buch greifen.
Als Anregung eine Yogaübung, die den Schlaf fördert und die du direkt im Bett machen kannst:
Nimm dir einen Yogagurt (ein Bademantelgürtel oder ein Schal tun es genauso), lege dich auf den Rücken und stelle den linken Fuß auf. Um den Ballen deines rechten Fußes legst du den Gurt und hältst ihn mit beiden Händen an den Enden fest, so, dass deine Schultern nach unten sinken können. Strecke dann vorsichtig dein Bein Richtung Decke aus. Der Fuß bleibt dabei aktiv: Die Zehen sind weit aufgefächert und zeigen zu dir, die Ferse schiebt nach oben.
Schließe nun deine Augen und lass deinen Atem tief und gleichmäßig fließen; stelle sicher, dass deine Gesichtszüge dabei weich bleiben. Vielleicht kannst du mit jeder Einatmung das Bein mehr strecken und mit jeder Ausatmung näher zu deinem Oberkörper ziehen. Gehe sanft in die Dehnung und nutze deinen Atmen, um Ruhe zu finden.
Du kannst auch dein aufgestelltes Bein lang ausstrecken, wenn du die Übung ein wenig intensivieren möchtest.
Bleibe hier für etwa zwei Minuten, anschließend wechselst du die Seite.
Und dann: frohes Schlummern!
Im Vorfeld seines Besuches in Deutschland, durfte ich Max interviewen. Den Artikel mit Interview kannst Du auf Happy Mind Magazine nachlesen.
Danke für den guten Artikel!!!
Meine Schlafstörungen gibt es schon mindestens 20zig Jahre. Weder die Schulmedizin, noch TCM etc. konnten mir bisher helfen. ICH denke es ist der Kopf, die Gewohnheit und weiß nicht wie ich diesen Teufelskreis durchbrechen kann.
Ich mag Yoga, finde aber in Hannover niemanden bei dem ich mich bis jetzt gut aufgehoben gefühlt habe, und alleine finde ich keinen Zugang dazu. Ich bin 100% offen für alles, wenn es doch nur helfen würde!!!!
Ich würde mich über eine positive Nachricht von Dir freuen!
Liebe Grüße Nadine
Liebe Nadine, dankeschön für Deine Zeilen! Warst du schon mal bei der Yoga Schule Hannover? Eine Freundin hat sie empfohlen, sie unterrichtet dort auch Ausbildungen. Es ist natürlich immer leichter mit dem Einstieg, wenn man einen Lehrer findet, dem man vertraut und der zu einem passt. Wenn Du schon so viele Jahre unter Schlafstörungen leidest, hast du sicherlich schon viel ausprobiert, von Ritualen, Essgewohnheiten, Schlaflabor, Gesprächstherapie (gerade, wenn Du meinst, es sei der Kopf?) …? Hannover ist groß, bestimmt findest du eine/n Yogalehrer/in, mit dessen Hilfe du Zugang findest. Und ich wünsche Dir von Herzen, dass Du Dir stückweise Deine persönliche Lösung erarbeiten kannst! Liebe Grüße, Silke
Sehr schöner Artikel – Ich kann mir wirklich vorstellen das Yoga gegen Schlafprobleme helfen kann. Ich selber habe es leider noch nicht ausprobiert, oder den ‚inneren Schweinehund‘ überwinden können 🙂
Was ich beim Beitrag Interessant fand, ist der Hinweis auf den Nachrichten am Abend. Es stimmt wirklich, die Nachrichten enthalten soviel Negatives, warum sich vor den zu Bett gehen so was antun? Irgendwie nimmt man das immer mit ins Bett.
Dankeschön, lieber Volker! Das ist wohl wahr, die Nachrichten arbeiten unbewusst in einem weiter. Lieber danach noch was Schönes machen 🙂
Habe seid längerem Schlafstörungen , mein Physiotherapeut meint es ist auch HWS Muskulär und Stressbedingt , dehne viel , Wärme tut sehr gut und versuche während meiner Arbeit am Schreibtisch und als ZMF beim Zahnarzt die hoffentlich gute Haltung einzuhalten . Werde jede Nacht wach und schlafe weiter auf der Couch …
Liebe Martina,
lieben Dank für Deinen Kommentar. Das klingt als hättest Du schon einiges hinter Dir und als gäbe es u. U. mehrere Ursachen. Wenn ich es Deinen Zeilen richtig entnehme, bist Du schon an dem Thema dran. Ich werde hier sicherlich auch nochmal darüber schreiben und hoffe, dass dann ein paar nützliche Anregungen für Dich dabei sein werden. Bis dahin wünsche ich Dir alles Gute!
Alles Liebe, Silke
Danke für die Inspiration! Das probiere ich heute Abend doch gleich mal aus. 🙂
Bin gespannt, was Du sagst 🙂