Ganesha macht die Türe zu – eine Reise nach Indien und ins Innere (* Buchtipp)

Surfliebhaber Andreas Brendt – Autor der „Boarderlines“-Bücher – zieht es in seinem Sabbatjahr nach Indien. Arambol/Goa, Varanasi, Rishikesh sind Stationen im Land des Yoga. Auch wenn ihm vorher bewusst war, dass es keine Reise wie jede andere werden würde, kam doch (fast) alles anders als gedacht.

Verarbeitet hat er seine Reise im Buch „Ganesha macht die Türe zu – Indien, Sex mit Socken und immer wieder sterben“ * – darin verpackt er seine zum Teil verrückten Reiseerlebnisse und persönlichen Entdeckungen in einen zackigen, augenzwinkernden Schreibstil und spart auch nicht an pikanten Details.

Neue Erfahrungen und die Begegnung mit sich selbst

Offen für neue Erfahrungen tummelt sich Andreas auf Tantra-Festivals, nimmt an Rebirthing-Seminaren teil, lernt Deep Tissue Massage, badet im heiligen Fluss, trinkt original zubereiteten Chai-Tee und bestellt nichtsahnend „very spicy“ Thaicurry …

Drei Monate lang bewegt er sich in Extremen. Er pendelt er zwischen Wunder und Wahnsinn, Leidenschaft und Verzweiflung, Faszination und Abscheu, Glückseligkeit und Traurigkeit, Gemeinschaft und Einsamkeit. Er entdeckt neue Facetten an sich selbst, probiert Neues aus, begegnet sehr unterschiedlichen Menschen und erkennt die Liebe zum Detail:

„Würde ich mir bei allem, was ich tue, diese Zeit und Muße und Liebe und Langsamkeit nehmen. Ich weiß nicht, was dann passieren würde. Aber noch viel weniger weiß ich, warum ich das nicht einfach mache.“

(aus „Ganesha macht die Türe zu“, S. 196)

Andreas kommt in dieser Zeit nicht umhin, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Sich infrage zu stellen, seine Gedanken, seine Glaubenssätze. Begegnungen mit Wildfremden hinterlassen Spuren.

„Die Tantra-Kurse und die Begegnungen mit Wildfremden liefern mir Erfahrungen, die etwas über mich erzählen. Ich sehe meine Unsicherheit, sie darf sein. Das Fühlen erweitert meinen Surfer-Horizont. Die Momente, in denen das Subtile überwältigend wird, schenken mir Vertrauen in das Verrückte und Zuversicht im Leben. Trance ist wie Zauber, Liebe wie Magie, und Emotionen können keinen Schaden anrichten. Sie sind da, bauen sich auf, fallen über dich her – wie eine Welle. Manchmal überwältigen sie dich, jagen dir Angst ein, aber eigentlich sind sie wie weiße Wolken. Sie kommen, und sie gehen.“

(aus „Ganesha macht die Türe zu“, S. 125)

Ein Vergleich zwischen der eigenen und der fremden Kultur bleibt nicht aus. Zu offensichtlich bohren sich die Einflüsse von Göttern, Zeremonien, Farbenpracht, Musik und Dreck ins Innere. Die Reflexion der eigenen Lebensweise ist da nur eine natürliche Konsequenz.

Yoga

Indien als „Ursprungsland des heiligen Mattensports und für wahre Meister bekannt“ (Buch, S. 65) fordert regelrecht nach einer Suche: die nach der indischen Yogalehrer-Koryphäe. Die erste Yogastunde konfrontiert Andreas direkt mit einem einmaligen Unterrichtserlebnis, das zwar großen Unterhaltungswert bietet, aber keineswegs nach einer Wiederholung schreit. Weiter geht’s zu Ashtanga Yoga, zu dem er anmerkt:

„Die Perfektion dieser ersten Serie erfordert diszipliniertes, hartes Üben. Etwa zehn Jahre lang. Oder Jahrzehnte. Die zweite Serie wird nur von einer kleinen Elite Extremsportler, die dritte Serie nur noch von Verrückten durchgeführt.“

(aus „Ganesha macht die Türe zu“, S. 68)

Er ist jedenfalls so verrückt, dass er ab sofort jeden Morgen um halb acht selbst auf der Matte steht – für genau diese Yogapraxis.

Nach der Reise ist vor der Reise

Nach der Reise empfindet Andreas seine Wohnung und Deutschland fast als verstörend. Es ist still und so anders, fast wie neu. Die Heimat mutet plötzlich spannend an. Ein kulturelles Kontrastprogramm. Doch das altbekannte Gedankenkarussell mit Aufgaben und Pflichten lässt nicht lange auf sich warten. Letztlich packt er doch wieder sein Surfbrett und macht sich auf nach Mexiko.

Fazit

So absurd manche Erfahrungen auf Andreas Indienreise anmuten, so tiefgründig ist die Essenz des Erlebten. Er begegnet sich selbst, setzt sich mit Ängsten, Unsicherheiten und dem Alleinsein auseinander. Die Fragestellungen liefern Identifikationspotenzial, denn letztlich stehen wir alle vor den gleichen persönlichen Hürden.

Wer kurzweiliges Lesevergnügen schätzt und dabei das facettenreiche Indien aus Andreas‘ Perspektive kennenlernen möchte, sollte zu diesem Buch greifen. Nein, es ist kein „Yogabuch“. Es ist eine Art Reiseroman mit sehr persönlichen Erlebnissen, zu denen auch Yoga gehört. Doch Indien und die individuelle Begegnung mit diesem Land sind weit mehr als „nur“ Yoga.

Andreas Brendt
Ganesha macht die Türe zu – Indien, Sex mit Socken und immer wieder sterben
CONBOOK Verlag, Neuss 2019
288 Seiten, ISBN 978-3-95889-244-6
14,95 €

Die Buchempfehlung ist auf Basis eines Rezensionsexemplars entstanden, das mir der Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt hat. Der Text spiegelt meine eigene Meinung wider.

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(Beitragsbild by Artem Beliaikin on Unsplash)



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